“Es stimmt, dass ich auch ‘ne relativ kurze Zündschnur hab, wobei man dazu sagen muss, dass meine Zündschnur mittlerweile sehr lang is’.”
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Am Sonntagnachmittag meldete sich unser blauäugiger Bewährungsversager aus der Versenkung zurück, um uns mal wieder mit einem Stream zu langweilen, in dem er die altbekannten Platten über seine Lieblingsthemen (Hater, Gerichtsverhandlung) abspielte:
Rainerle hockt vor der abrissreifen Wand begrüßt uns und stellt fest: “War echt 'ne stressiche Woche.” Ab Montag wird er aber wieder “ein, zwei Mal am Tag 'n Stream machen” und es soll auch neue Videos geben. (Bitte nicht, ich fand das Sparprogramm eigentlich ganz angenehm.)
“Für den letzten Monat, in dem ich jetzt hier bin, hab ich schon was geplant.” (Wie wäre es mit der Löschung deines Kanals?)
Mit seinem neuen “Gaming Laptop” ist er eigentlich “ganz zufrieden” - “immerhin” kann er damit “Borderlands” spielen.
Ein Drachi möchte wissen, ob Rainerle gut auf sein Vagabundenleben vorbereitet ist. Dessen Antwort: “Äääh, des steht ja nicht an. Also noch isses ja … Es kommt ja erst amal drauf an, wie die Verhandlung ausgeht im März, des is’ ja noch 'n bisschen hin, ne? Wann is’ die Verhandlung? In drei Wochen? […] Ja, des sind noch grob drei bis vier Wochen.” (Wenn du wüsstest, wie schnell die rumgehen …)
Da Rainerle bezüglich der Verhandlung über “'n bisschen mehr Hintergrundinformationen” verfügt als die Hater, ist er “eigentlich recht zuversichtlich”: “So oder so wird des witzich.” (Wie kalt es dich wohl erwischt, wenn du endlich mal der Realität ins Auge blicken musst.)
Chat: “Gerüchten zufolge musst du das Haus bis zum 5. verlassen.” Rainerle: “Der 5. war im Januar, des is’ schon 'n paar Monade her und ich hab schon erklärt, warum der 5. […], warum der 5. nicht funktioniert hat.” (Haben alle anderen Monate etwa keinen 5.?)
“Und letzten Endes is’ jetzt beschlossen worden, dass ich bis zur Verhandlung bleibe […] und je nach dem, wie des mit der Verhandlung ausgeht, werd’ ich dann Ende März ausziehen.”
“Außerdem … äh … hab ich inzwischen Kenntnis davon, dass es am 1. April auch noch 'ne Verhandlung geben soll, sollten wir am 23. NICHT … ääääh …. zu einer Einigung kommen.”
Als Verhandlungstage sind “der 23. September und der 1. April” angesetzt.
“Vor Anfang April” wird er nicht ausziehen, denn “das funktioniert ned”. (Woran DAS wohl liegt!)
Anruf bei der Polizei.
Geschimpfe über Besucher.
Thema Verurteilung: “Betrachtet des Ganze mal aus einer realistischen Sicht. Fakt ist, dass ich so lange provoziert werde von Leuten, bis ich zuschlage. Das is’ wirklich nicht so, dass ich 'n gewalttätiger Mensch bin. Wenn ich 'n gewalttätiger Mensch wäre, dann würde die Sache bei mir hier anders aussehen […] und ich hädde den Leuten schon den Schädel eingeschlagen für viel weniger, als was sie gemacht haben.” (Dann betrachte du das Ganze doch bitte ebenfalls aus einer realistischen Sicht und erinnere dich daran, dass du von der Richterin bereits 2 Jahre ohne Bewährung kassiert hast und die Staatsanwaltschaft in Berufung gegangen ist, weil ihr die Strafe noch nicht hart genug war.)
Die Hater haben sein “gesamtes Grundstück zugemüllt” … bla bla bla …
“Es stimmt, dass ich auch 'ne relativ kurze Zündschnur hab, wobei man dazu sagen muss, dass meine Zündschnur mittlerweile sehr lang is’.” (Immer diese Wingel-Logik.)
Referat über die Entwicklung des Hates gegen ihn.
Aktuell stehen “fünf oder sechs Leude” vor dem Eigentum der Gemeinde: “Ihr seht, es juckt mich ned.”
“Ich hab versucht, so wenich Angriffsfläche wie möglich zu bieten. Im Prinzip hab ich mich immer mehr zurückgezogen, hab immer mehr mein eigenes Leben hinten angestellt, hab immer mehr versucht … äh … irgendwas zu machen, dass ich den Leuten nicht mehr auf die Nerven geh’.” (Entschuldigung, aber in welchem Paralleluniversum soll das so stattgefunden haben? Ich kann mich bloß an deine permanenten Provokationen erinnern …)
Inzwischen wird er nicht mehr so schnell “aggressiv”, weil er “abgestumpft” ist. (Deswegen brüllheulst du dir auch nahezu täglich die Seele aus dem Leib und gehst mit deinem blauen Elend auf Haterjagd, ich verstehe.)
Letzte Nacht gab es angeblich wieder einen Böllerangriff: “Meine Scheiben ham geklirrt und mein Bett hat vibriert, wie der in die Luft geflogen is’.”
Medizinstudenten … bla bla bla …
Kurzum: Die Hater sind eigentlich an allem schuld und Rainerle möchte nur sein Zeuch machen.
Er ist gerade im Begriff, einen Vortag über seinen kometenhaften Aufstieg vom “kleinen Sonderschüler” zum YouTubestar zu halten, als er vom Eintreffen der Polizei unterbrochen wird und den Pausenbildschirm einblenden muss. (Mein Dank gebührt den Beamten, die uns diesen Sermon erspart haben!)
Die Drachis haben gar nichts zu melden, denn: “Ich bin der, der sacht, was Sache is’!”
Seine Arbeit sollte man Rainerles Meinung nach stets “gewissenhaft” verrichten. (Guter Witz.)
“In den letzten zwei Wochen” konnte er leider kein Tai Chi mehr machen, weil er keinen “geregelten Rhythmus” hat. (Ich konnte in den letzten Tagen leider auch kein Bungee Jumping mehr machen, weil mein Kaffee zu heiß war.)
Seinen Tee genießt er aus einer Tasse, die älter ist als er: “In der Tasse trink’ ich schon, seit ich ganz klein bin, immer meinen Tee.”
Rainerle versucht, die Schrift auf der Unterseite der Tasse zu entziffern: “'Killing Kräft Stil Online’ … Ne … ’S-T-L, England’. Ich glaub’, des is’ sogar 'ne ganz spezielle Tasse, die hat sogar 'n Logo unten eingebrannt. Richtich krass auf jeden Fall! Ich find’ die Tasse richtich geil.” (Tatsächlich steht da übrigens “Kilncraft STL England” wobei das STL für “Staffordshire Potteries Limited” steht.)
“Im Moment denk’ ich nicht mehr als zwei Monade voraus. Beziehungsweise eigentlich nur einen Monat, weil jetzt is’ ja schon widder Februar … ääh … jetzt is’ ja scho’ widder März eigentlich.”
Wieso er seinen PC bereits abgebaut und eingelagert hat? “Dadurch, dass ich meinen PC schon ausgeräumt hab, mach’ ich mir keine so großen Sorgen mehr, wenn ich unterwegs bin, dass die Leude in mein Haus einbrechen und meinen PC klauen.”
In den nächsten “zwei, drei Wochen” möchte er “öfter mal mit euch was unternehmen”. (Nein, danke. Das mache ich lieber ohne dich.)
“Im Prinzip war ich die letzten vier Jahre eingesperrt.” Das letzte Mal, dass er längere Zeit “weg war”, war “auf ’m Sammabries 2015”. (Ach, und was ist mit den Besuchen bei deiner Freundin in der Schweiz? Oder war das etwa gelogen?!)
“Angst, ins Gefängnis zu kommen, hab ich eigentlich ned. Einmal, weil ich nicht glaube, dass ich ins Gefängnis komme. Ich denke zwar, dass ich definitiv 'ne Strafe bekommen werde, aber ich denke nicht, dass ich ins Gefängnis kommen werde.” (Das ist natürlich auch absolut abwegig! Besonders, wenn man sich deine absolut günstige “Sozialprognose” anschaut.)
“Nach meinem jetzigen Kenntnisstand wird es bereits jetzt schon anders betrachtet als vorher.” (Dann ist dir der Freispruch ja so gut wie sicher.)
Rainerle beschäftigt sich nun mit der Durchsicht “wunderschöne[r] Animebilder”, die er als Hintergrund für seinen Laptop einstellen könnte.
Es werden Drachis ermahnt und gebannt.
Kekse (als angeblich erste Nahrungsaufnahme des Tages) gehen rein.
“Ich hab eigentlich die letzte Woche gar nichts gegessen! Mondach hab ich einen überbackenen Döner gegessen. Am Dienstach, am Mittwoch und am Donnerstag hab ich einen Döner gegessen. Ne. Ne, ne, ne, ne! Wadded mal, das stimmt ned! Dienstach hab ich den Döner gegessen. Dienstach hab ich ‘n Döner gegessen - also, ALLES, was ich den ganzen Tach gegessen hab, war der überbackene Döner. Am Mittwoch hab ich zwei Subways gegessen. […] Am Donnerschdach und am Freidach auch … und gestern wollt’ ich mir eigentlich auch ‘n Sub hol’n, aber […] hab gestern ‘n Döner gegessen. Also hab ich mir gestern zwei Döner geholt.” (Das klingt nach einer ausgewogenen Ernährung.)
Heute gab es für ihn schon eine “Quiche”, die er sich “gestern beim Döner mit dazu geholt” hat.
Am Dienstag, Mittwoch und Freitag war er jeweils “dreimal bei [s]einem Lager”, um sein Hab und Gut dort unterzubringen.
Zum Abendessen wird er sich vielleicht “einfach 'n bisschen Fleisch mit Gemüse” machen.
Nächster Anruf bei der Polizei, weil “zur Zeit von Coronna” neun Leute vor dem Haus stehen.