Immer, wenn man denkt, es könnte nicht mehr absurder werden, setzt unser behäbiger Bettlerkönig noch einen obendrauf!
So auch am Freitag, als er sich am Mittag vor die Webcam schwang, um das Weekend-Feeling mit einem Gamingstream einzuleiten, in dem er einen Obdachlosen-Simulator (“Bum Simulator”) daddelte:
Rainerle begrüßt uns zum Stream mit dem “Buhm Simuläter”. Dass man dabei einen Obdachlosen spielt, findet er zwar “nicht ganz so cool”, doch das Spiel an sich “hat Stil und is’ geil”. (Naja, dann kannst du ja schon mal für die Zeit nach deinem Auszug aus der Schanze üben, lel.)
Für die Auswahl des Spiels erntet er im Chat Kritik: “Und ja, ihr habt natürlich schon in gewisser Weise recht, ne, es is’ definitiv nicht cool und so, aber auf der ander’n Seide muss man auch sagen, des Spiel macht weniger auf Simulator, als mehr auf … Trash-Game.” (Macht es das besser?)
Rainerle begibt sich auf eine virtuelle Betteltour: “Jetzt kann man hier Spenden snacken. […] Manchmal kann man auch mehrfach betteln. […] Das is’ normalerweise keine große Sache, hier ‘n bisschen Asche zu machen.”
Es werden Besucher in die Liste eingetragen.
Ihm ist schon jetzt klar, was wieder in den Kommentaren zu lesen sein wird: “Ja, ich übe schon mal für [unverständlich] wenn ich mein Haus verkauft hab … BLA … bla bla … Schenkt euch also diese Kommentare.” (Nein, die Vorlage ist einfach zu gut!)
Wir hören das übliche Geschimpfe über die Besucher vor seinem Haus … (Die Platte hat so langsam wirklich einen Sprung.)
Anruf bei der Polizei.
“Was wollt ihr mit ’m 27.10. und 11.10.? […] Also zunächst mal: Da is’ keine Gerichtsverhandlung. Am Fuffzehnten war ja angeblich auch eine, ne? Da war ich ja auch ned, weil da keine war, ne? Vor zwei Tagen. Und zweitens hat des hier nichts verloren. […] Wie oft lagen die Hater denn richtich? […] Im Knast bin ich bis heude noch ned und Gerichtsverhandlungen ham se bei vielleicht einer recht gehabt von 20, die se gesacht ham.”
Wechsel zur Überwachungskamera: “Ganz ehrlich, Leude - so jemand traut sich, über mich zu lachen? Schaut euch mal an, wie fett der is’!” (Zugegeben, der Herr am Zaun ist nicht gerade schlank, aber ich dachte, man soll Menschen nicht aufgrund ihres Äußeren bewerten …)
Über “Geld” redet er eigentlich nicht, aber dass man mit sowas wie Bitcoins “überhaupt Kohle machen kann”, findet er “strange”.
Um 13:21 Uhr verkündet Rainerle endlich, dass er bald offline gehen wird, weil er noch “frühstücken” muss. (Ist da etwa wieder jemand aus dem Bett geradewegs vor den Bezehgombjuda gerollt?)
“Freidachabend” ist es mit dem Streamen wegen des erhöhten Besucheraufkommens “'immer ziemlich scheiße”. (Ich hätte jetzt vermutet, dass du keine Zeit hast, weil du die Zweisamkeit mit deiner richtig echten Freundin genießen möchtest. So kann man sich irren!)
Heute ist er um 09:30 Uhr aufgestanden.
Später möchte er noch einen “Lustlord”, ein Meinungsvideo, ein “Kommends”-Video und eventuell einen Vlog hochladen.
Tschötschö nach etwas mehr als anderthalb Stunden.
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Von den angekündigten Videos erschien natürlich kein einziges, doch dafür gab es am Nachmittag noch einen extrem langweiligen Kinderdisco-Überwachungskamera-Stream, in dem wirklich absolut NICHTS Interessantes passiert ist.
Genauso verhielt es sich auch mit dem “Samstag Morgen”-Stream, der zu nachtschlafender Zeit stattfand und als “Teststream” dienen sollte, weil Rainerle “lizenzfreie Musik aus Spotify” ausprobieren wollte, was er mit reichlich Nebel, Discobeleuchtung (“der Albtraum eines jeden Epileptikers”), Enerdschie und Actimel auch tat.
Absolut öde.
Dann bin ich ja mal gespannt, wie lange es noch dauert, bis das Spiel zur Realität wird …