“Ich hab heut’ vor, noch ‘n bisschen Kunst zu machen.”
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Die zwei Tage ohne stundenlange Streamerei müssen sehr hart für unseren stahlharter Schichtarbeiter gewesen sein, denn am Montag schwang er sich bereits am Morgen für einen Frühstücksstream (“Start in die neue Woche”) vor die Kamera:
Rainerle hockt vor dem Greenscreen- links ist der Arsch-Smiley eingeblendet, rechts das Arbeitspulli-Logo und über ihm der Drachenlord-Schriftzug. (Da tun einem doch direkt die Augen weh.)
“Ach Leute. Achtet nicht immer auf diese Hobbypsychologen von RTL. Seit wann kann man denn das, was RTL postet, glauben?”
Er schimpft über die RTL-Reporter, die “am Grundstück rumgefummelt” und “ständig den Alarm ausgelöst” haben.
“Also, ich würde auf RTL gar nichts geben, wenn ich ehrlich bin. RTL ist Hartz IV-TV … ey … geht gar nicht.” (Gut, dass wenigstens das Fernsehprogramm DrachenLord noch anspruchsvollen Content liefert!)
Er sinniert über die RTL-Sendung “Princess”, in der “ein Mädchen aus der Arbeiterklasse” mit jemandem aus der “Modelbranche” getauscht hat. Die Sendung kennt er aber nur, weil er in seiner Schulzeit krank zuhause war und nichts anderes im Fernsehen lief.
“Wo ist denn mein Zucker?”
“Jedes Mal, wenn ich früh aufsteh’ und mir denk’, heute frühstücke ich … dann mach’ ich mir 'n Brot, mach’ mir 'ne Dose auf oder irgendwas anderes … ess’ einen Happen und denk mir … hmm, ich bin satt. Jeden Tag geht des so.” (Dafür stopfst du dir aber trotzdem immer ganz schöne Mengen in den fast kahlrasierten Kopf.)
Um 9:25 Uhr waren bereits “die ersten Hater” (vermutlich aus NRW) in einer Fünfergruppe da: “Da behaupten die Leute, dass ich arbeitslos bin.” (Du bist es eben, da kann man nichts machen.)
Rainerle schiebt sich ein mit vier Scheiben Wurst belegtes Sandwichtoast in den Drachenschlund.
“Ich weiß nimmer, wo ich’s gelesen hab - war’s beim Top Magazin oder sowas? Da war ich mit drinnen gestandne … äh … als Top 70 deutschen YouTuber und da stand irgendwie drinnen, dass meine Zielgruppe Jugendliche sind. Des is’ überhaupt ned der Fall. […] Ich hab keine spezielle Zielgruppe. Ich mach’ Videos für Erwachsene, ich mach’ Videos für Kinder, […] ich mach’ Videos für jeden eigentlich.” (Ein Wunder, dass du noch nicht den Sendeplatz des Sandmännchens übernehmen durftest, um die lieben Kleinen mit deinen langweiligen Streams zu einem geruhsamen Schlaf zu verhelfen.)
Mit 17 Jahren ist Rainerle aus der Schule gekommen, mit 18 hat er “noch so 'n zusätzliches Jahr gemacht”: “Eigentlich hädd’ ich dann noch a Jahr Berufsschule machen müssen, aber ich hab da nie irgendwie 'nen Brief bekommen, also hab ich des dann sausen lassen.”
“Theoretisch gesehen wär’ ich mit 16 rausgekommen aus der Schule, aber da ich ja des erste, zweide Jahr in drei Jahren machen musste … äh … hab ich die Dritte wiederholen müssen, ohne dass ich jetzt sitzengeblieben bin. Einfach, weil ich den Stoff aus der Dritten noch ned gemacht hatte.” (Ich verstehe es auch nicht.)
Rainerle fragt sich, ob er tatsächlich “schon 20 Jahre aus der Schule” raus ist. (Nein.)
Heute ist er mal wieder “neben der Spur”, weil er wegen der “Vollidioten” nicht ausschlafen konnte.
Erneut werden die blauen Flecken präsentiert: “Wenn man Verletzungen hat, schläft man normalerweise 'n bisschen mehr.”
Das nächste Wurstbrot geht rein.
“Ich bin härter als Diamant. Stärker als Stahl. Und kriege alles hin.” (Alles, bis auf dein Leben.)
“Ich darf in der Früh echt nichts essen, ich bin echt scho’ widder satt. Ich hau’ mir noch das eine Brötchen rein, dann noch 'n Joghurt, das muss reichen für heude Morgen.” (Wie wäre es denn mal, wenn du einfach aufhörst zu essen, wenn du doch angeblich satt bist?!)
Was für Strafen die Besucher zu erwarten haben, weiß er leider nicht, da er weder Staatsanwalt noch Polizist ist.
Es wird mal wieder eine Drachi-Dame angeflirtet und zum Mod befördert.
Heute hat er sich “sehr” über seine Einnahmen “der letzten 28 Tage” gefreut - wenn er den “Betrag halten könnte, wär’ des so geil”. (Ach, Rainerle. Kein Geld der Welt kann dein verkorkstes Leben wieder in Ordnung bringen. Und selbst wenn du es irgendwann einmal zu Reichtum bringen solltest, wärst du so ein Kandidat, der es mit vollen Händen aus dem Fenster werfen würde und am Ende wieder mit nichts dastände. Und einen guten Charakter kann man sowieso nicht kaufen.)
Zum Nachtisch gibt’s noch einen “Puddingjoghurt mit Sahne”. (Macht es euch auch immer so wahnsinnig, wenn Leute den Unterschied zwischen Joghurt und Pudding nicht kennen?)
Pausenbildschirm, weil die Post kommt.
Er wird nur bis 11 Uhr streamen, weil er “noch was anderes” vorhat. (Na hoffentlich.)
Rainerle ist von fertigen Zigaretten auf Tabak und Hülsen zum Stopfen umgestiegen, jetzt kann er wieder “ordentlich qualmen”.
“Ich möchte niemandem leidtun, das ist nicht meine Ambition.”
Gleich muss er “noch tausend andere Sachen machen”: “Unter anderem will ich noch an Vlog vorbereiten, an dem ich heude schon a paar Stunden arbeiten werde.”
Der Rang als Mod wird der Drachi-Dame wieder aberkannt, da die Verifizierung per Mail nicht geklappt hat, doch selbstverständlich wird sie noch eine weitere Chance dafür erhalten.
“Ich hab heut’ vor, noch 'n bisschen Kunst zu machen.” (Willst du etwa wieder alte Fliesen bemalen? Oder bist du inzwischen auf Kloschüsseln umgestiegen?)
Am Nachmittag oder am Abend wird er noch mal streamen. (Ich kann es kaum erwarten …)
Tschöschö um 11:15 Uhr nach 90 Minuten.
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Am Abend ging Rainerle dann erneut live, um uns mit einer Runde “Overlord” zu langweilen:
Gleich wird er uns kurz verlassen, weil er sein Essen holen muss, aber bis dahin wird er schon mal mit dem Spielen beginnen. (Du hättest doch auch einfach VOR dem Stream essen können.)
Pausenbildschirm, danach futtert Rainerle seinen “Flammkuchen”: “Der hat immer denselben Belag. […] Da sind drauf: Schinken, Rahmsoße […] und dazu Zwiebeln.” (Es gibt durchaus verschiedene Möglichkeiten, einen Flammkuchen zu belegen, aber woher sollst du das auch wissen …)
Offenbar sind mal wieder ein paar Besucher anwesend: “Warum solche Hurensöhne immer bei mir vor der Haustür rumgammeln müssen wie die letzten Spaggn, ey!”
In der Wohnarbeitsspielküche ist es “pisswarm” und “schwül” - die Luftfeuchtigkeit liegt bei 79%.
Er spricht über die Überschwemmung: “Bei uns in Franken war ja kompletter Katastrophenalarm.”
Tschötschö nach knapp drei Stunden.
Mehr Unterhaltung geht nicht.
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Noch langweiliger wurde es dann im Vlog, in dem Rainerle uns in sein neuestes Handwerksprojekt einführte:
Begrüßung aus der “Werkstatt”. Heute möchte Rainerle gerne die “verkackte[n] Reifen”, die ihm die Hater immer aufs Grundstück werfen, in Blumenkübel umwandeln.
Dafür werden die Autoreifen in vier gleichgroße Teile geschnitten, mit Bohrlöchern für den Wasserabfluss versehen und mit Draht aufgehängt. (Dazu wird es doch eh nicht kommen.)
“Dann hat man hoffentlich eine halbwegs vernünftige und halbwegs gut aussehende schön nach … ähm … Fahrzeug … nach Audoschrauber-Metjö … äh … vernünftige Dinger.”
Der Draht für die Aufhängung sollte “isoliert” sein, damit er nicht anfängt, “zu faulen und zu schimmeln und zu rosten”.
Kurze Zeit später: Rainerle sieht “aus wie ein Schwein” und hat leider “keine vernünftige Methode gefunden”, die Autoreifen zu zerschneiden, weil “Metall mit eingearbeitet” ist. Mit der Flex hat er “ein ganzes Flexblatt gebraucht”, seine “Handsäch” ist nun “kohleschwarz” und die “Stichsäch” ist “keinen Millimeter gekommen”. (Dass du als erfahrener Handwerkerkönig schon am Zerschneiden eines Autoreifen scheiterst …)
Er musste kurz unterbrechen “wechen der Polizei, die jetzt wechen die Hater da war”.
Rainerle hat nur einen einzigen Schnitt durch den Autoreifen geschafft, jetzt wird er ins Haus gehen und nach einer “Methode” suchen, wie er den Reifen besser zerschneiden kann. Währenddessen bleibt der Reifen am Schraubstock in der Garage hängen. (Und dort wird er wahrscheinlich bis zum Sankt Nimmerleinstag bleiben.)
Heute Abend muss er noch “ein Ledsbläh für einen anderen Kanal aufnehmen”. (Wie immer dein neuer Ledbläh-Kanal auch heißen mag - ich will es gar nicht wissen.)
Zurück in der Wohnarbeitsspielküche fällt Rainerle auf, dass er immer noch ziemlich dreckig ist, was ihn auf die Idee bringt, uns zu erzählen, dass er seine Wunschlisten weiter aufgeteilt und “optimiert” hat: Auf der Wunschliste für Werkzeug befindet sich übrigens auch “spezielle Handreinigungsseife”. (Subtil.)
“Mal schauen, was heute im Laufe des Tages noch passiert, ansonsten sind wir mit dem Vlog heute auch durch.”
Ja, Mensch!
Das war ja wieder ein richtig arbeitsreicher Tag für dich.
Du solltest dir wirklich ein bisschen Urlaub gönnen - außerdem steht der Geburtstagsmonat ja quasi schon vor der Tür …