“Des Video für morgen … Ich hass’ mich grade schon selbst dafür, dass ich überhaupt dran denke, das zu verschieben. Vor allem … Des Geile is’ halt … Im Normalfall bin ich halt nie krank.”
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Am Dienstagnachmittag schob sich unser kränkelnder Kalorienvernichter planmäßig um kurz vor 16 Uhr für den Gamingstream vor die Webcam, an dem das einzig Interessante war, dass er uns im Vorgeplänkel einen kleinen Einblick in sein digitales Ernährungstagebuch gewährte, mal wieder eine Runde kränkelte und schließlich live im Stream ein paar Besucher verjagte:
Da es erst kurz vor 16 Uhr ist, hat Rainerle sich gedacht, dass er jetzt noch ein bisschen “labern” könnte.
Der Mitgliederchat wird eingeschaltet bleiben, denn er ist “immer noch ned ganz fit” und er hat “Kopfschmerzen und alles”.
Heute muss er auch noch das Video für morgen aufnehmen, aber: “Äääähhh … pffff … Ich sach’ euch ganz ehrlich: Ich weiß nicht, ob ich des packe. […] Mir geht’s echt ned so besonders im Moment, ich bin ziemlich im Arsch.” (Es war SO klar.)
Rainerle ist “auf jeden Fall richtich im Sack” und weiß nicht, ob er die geplanten zwei Stunden Stream wirklich “durchziehen” kann. (Meinetwegen kannst du gerne direkt wieder offline gehen.)
“ALEGGSA: ARBEITSZIMMER AUS!!! … Warum muss man des Drecksding immer anschreien?”
“Des Video für morgen … Ich hass’ mich grade schon selbst dafür, dass ich überhaupt dran denke, das zu verschieben. Vor allem … Des Geile is’ halt … Im Normalfall bin ich halt nie krank.” (Dafür, dass du nie krank bist, bist du aber ziemlich oft krank. Und mit “oft” meine ich so gut wie jede Woche.)
Vielleicht wird er für das morgige Video einfach ein Bild einblenden und aus dem Off seinen Text “runterratter[n]”, denn er hat keine Lust, sich oben in sein kaltes Zimmer vor den Greenscreen zu setzen. “Nächsten Monat” wird er dann aber “wieder richtich loslege[n]”, “was das Meddl-Schorre angeht”. (Bis dahin fällt dir bestimmt eine neue Ausrede ein. Oder es gibt nur noch Gaming.)
“Vielleicht sieht ma’ auch, dass ich ‘n bisschen feddich ausseh’.” (Du siehst aus wie immer.)
Rainerle hat jetzt eine App zum Kalorienzählen (Lifesum) auf dem Handy: “Ich darf laut der App mit einer Angabe von 170kg von 1,92/1,93 hab ich angegeben […] - äh … ich darf eine Gesamtkilokalorienzahl von 3.432 essen, wenn ich abnehmen will … und ähm … hab heute schon 2.895 gegessen.” (Dass das utopisch viel ist, scheint dir ja irgendwie auch nicht klar zu sein.)
Zum Frühstück hat er “2.545 Kalorien” zu sich genommen: “Des sind laut meiner App 1.515 zu viel.”
Mittagessen gabt es heute nicht und die restlichen Kalorien kamen durch Enerdschies zustande. Für sein Abendessen hat er nun also noch “573 Kalorien übrig”.
“Ich hab noch … äh … 66 Kohlenhydrade hab ich noch übrig für heude und … äh … Proddeine hab ich noch … äh … 11 … äh … 111 übrig.” Fett hat er heute bereits 14g zu viel zu sich genommen.
Seine Mädels sollen ihm einen Essensplan zusammenstellen: “Weil ich selbst bin da immer … Ich weiß zwar und kenn’ mich zwar mit Ernährung aus, aber ich bin oft so faul … äh … und weiß oft ned, was ich jetzt mir zu essen machen soll und so.” (Gib doch einfach zu, dass du keinen blassen Schimmer von gesunder Ernährung hast. Das ist doch wirklich mehr als offensichtlich.)
Enerdschie geht rein.
Es ist 16 Uhr und das Gedaddel kann beginnen.
“Pam-Pam … Das is’ eigentlich auch voll rassistisch, aber … ja gut, da des Spiel ja sowieso aus Asien kommt, isses, glaub’ ich, gar ned so rassistisch. 'Pam-Pam’ is’, glaub’ ich, auch widder irgendwie so 'n typischer asiatischer Name für Pandas oder so irgendwie. Weiß ned, ob man das als rassistisch bezeichnen möchte.” (Halt doch einfach die Klappe, wenn du keine Ahnung hast.)
Wer vor seiner “Haustür” steht, ist ein Hater: “Da gibt’s keine Grauzone.”
“Sekunde … es is’ echt unfassbar …” Dann blendet er den Pausenbildschirm ein.
“Kurze Unterbrechung” des Spiels - er möchte uns nämlich nun Livebilder von seiner Überwachungskamera zeigen.
Vor dem Tor lungern drei Typen herum und werfen Schneebälle in Richtung Überwachungskamera.
“Ich hab auch mal den Sound angemacht, dass ihr auch was seht.”
“So, ich mach’ mir jetzt noch 'ne Dose Enerdschiedrinks auf." (Wahrscheinlich sind die Hater auch schuld an deinem Übergewicht, wenn du dir auf den Schreck jedes Mal eine Dose Zuckerwasser gönnen musst.)
Die Polizei hat Rainerle "bereits angerufen”.
“Dann kann ich in der Zwischenzeit wenigstens was anderes guggn, ich wollt’ sowieso was schauen noch, dann passt das ja.”
“Ich geh’ ned raus und es wird immer noch mehr provoziert.” (Rainerle. Ich möchte wetten, dass die Jungs schon längst mitbekommen haben, dass sie gerade live in deinem Stream zu sehen sind. Und jetzt denk bitte mal darüber nach, wieso sie nicht einfach verschwinden.)
Nach einiger Zeit tritt die Gruppe den Rückzug an, woraufhin Rainerle das Sofa verlässt, um nachschauen zu gehen, “ob se jetzt ganz abhauen”.
Er ist gerade zurück, als die Besucher wieder vor dem Tor auftauchen: “Da es ja offensichtlich absolut keinen Sinn hat, mit denna Idioten zu verhandeln …”
Einer Typen überwindet das Tor und bleibt auf dem Pfosten stehen, was Rainerle erneut dazu veranlasst, sein Sofa zu verlassen: “Ich sorg’ mal dafür, dass der ned irgendwas kaputt macht.”
Über die Überwachungskamera hören wir Rainerle nun ewig mit den Übeltätern schimpfen: “Wenn ich ned ruhig wär’, wärt ihr schon alle drei Matsch auf ’m Boden.” (Es ist das Übliche.)
Während die Besucher sich nach einiger Zeit auf den Rückzug begeben, hagelt es weiter wüste Beschimpfungen: “Ihr seid verfiggde kleine Hurensöhne! Du hast überhaupt nichts zu wollen, du Stück Scheiße! […] Verpiss dich endlich, du Hurensohn! HOP, HOP, HOP, du kleines Arschloch! Wenn ich euer Kennzeichen hab, figg’ ich euer ganzes Leben, ihr Bastarde!”
Rainerle hält noch ein paar Minuten Wache, dann kehrt er heftig schnaufend in die Wohnarbeitsspielküche zurück, um bei der Polizei anzurufen: “Ja, hier is’ noch mal Wingler, hallo. Die sin’ jetzt abg'haut … äh … erst sin’ se 'naufwärts g'laufen und dann sind se rundergefahr'n. Einer von den Dreien hat versucht, über meinen Zaun zu klettern … beziehungsweise IS’ drübergeklettert … is’ aber ned rundergesprungen, weil ich rechtzeidich raus bin. Äääääähhhhh … die ham ein silbernes Audo … Noch nicht. … Silbernes Audo mit dem Kennzeichen ******, die letzte Ziffer hab ich leider ned mitgekricht. […] Noch nicht, ne. Außer sie ham se unten am Feuerhaus erwischt. Weil ich hädde schwören können, dass ich schnell genuch bin, um zu sehen, wo se hinfahren … 'naufwärts sind se auf jeden Fall ned gefahr'n, aber ich weiß ned, ob die Richtung Emskirchen wechgefahr'n sind. Kann sein, dass ich zu langsam war. Wenn se se am Feuerwehrhaus erwischt ham … auf jedne Fall wär’ ned schlecht, wenner mal durchgebt, denn kann ich den a gleich sagen, welcher von denna … äh … übern Zaun gekleddert is’, würde ich nämlich gerne a Anzeich’ wegen Hausfriedensbruch machen. … Doch, natürlich. Der is’ nich’ vom Zaun rundersprungen, aber er war auf meiner Seide vom Zaun. Also er is’ auf jeden Fall drinna gewest. Subba, dange. Adé. … Ach, fagg, ich bin noch online!”
Angeblich wollten ihm die Besucher nur etwas “vor die Haustür legen”, doch das glaubt Rainerle nicht.
“Wenn der die Füße auf mein Grundstück gesetzt hädde, ich hädde dem einfach den Schädel eingetrümmert, ganz ehrlich. Weil … äh … der Zaun is’ nicht umsonst zwei Meder hoch. […] Wenn ich den auf meiner Seite von Zaun erwischt hädde, hädd’ ich dem einfach den Schädel eingeschlagen. Und ganz ehrlich, ich wär’ wahrscheinlich sogar hinder Gidder gelandet, weil die Anwälde und Richter und so weider immer auf der Seide von den Hatern sind, das hab ich scho’ gemerkt.” (Und ich dachte immer, da sacht kei’ Richter der Welt was, wenn du dich mal wieder in Selbstverteidigung übst.)
Er hat schon darüber nachgedacht, seine Überwachungskamera 24 oder 48 Stunden lang live zu streamen, damit die Zuschauer mal sehen, “wie oft die Polizei vorbeifährt”, “wie oft Hater da sind” und “was so alles vor [s]einer Haustür abgeht”. (Das wissen wir doch alles schon, Rainerle.)
“Ich hab schon länger überlegt, mir 'n Laptop zuzulegen, dann hädd’ ich des über 'n Laptop gemacht …” (Laptop auf der Wunschliste in 3 … 2 … 1 … na ja, zwar kein Laptop, aber in der Nacht zum Mittwoch ist ein Haartrockner für etwa 20€ auf die Wunschliste gewandert.)
“Wenn die Polizei den erwischt, ey, ich mach’ den feddich, ich zeig’ den an.”
Enerdschie und irgendwelcher Süßkram gehen rein, dann geht es endlich weiter mit Pokémon.
“Wie gesagt, ich hab immer noch Kopfschmerzen … wobei sie jetzt gerade weg sind - Gott sei Dank! Muss nachher noch aufnehmen, ich weiß au’ ned, wie lang’ ich jetzt letzten Endes streame, weil’s mir ned so gut geht … äääh … eigentlich will ich jetzt 'ne halbe Stunde länger streamen … Jetzt im Moment geht’s ma’ grade ganz gut. Schau'n wer mal.” (Du kannst dir den Atem sparen - wir wissen alle, dass du nicht krank bist, sondern einfach keinen Bock hast, deine sogenannte “Arbeit” zu verrichten.)
“Ah, jetzt kommt grade die Polizei, da muss ich mal kurz raus, bin gleich widder da.”
Die Besucher “ham jetzt richtich auf 'n Sack gekricht”: “Erst amal wegen Goronna kriegen se einen auf 'n Deckel … [Rainerle wird vom Spiel unterbrochen] Es geht dann weider mit … ähm … dass die hier durchgefahren sind, was se ebenfalls ned dürfen und … äh … der Idiot hat auch noch zugegeben, dass er über meinen Zaun gekleddert is’ […], dafür kricht er jetzt auch noch mal a Anzeige wegen Hausfriedensbruch tatsächlich.”
Rainerle wird noch bis 18:30 Uhr Streamen, danach muss er sich “ausruhen”, weil er “total im Arsch” ist. (Tu dir keinen Zwang an!)
“In Zukunft” möchte er sich “Zeitstämps” notieren diese in der Videobeschreibung verlinken.
“Es wär’ ganz schön, wenn ich ned die ganze Zeit die Softbox in der Fresse hädde. Vielleicht sollt’ ich mir ‘ne Sonnenbrille aufsetzen.” (Du hast es echt schwer!)
“Ich will mit sowas wie Domian ned verglichen werden, definitv ned.” (Bitte was?)
Rainerle stellt fest, dass er mit dem Stream mal wieder “vom eigentlichen Plan abgewichen” ist.
Kartenspiele mag er nicht.
Nachher muss er dringend duschen, er stinkt nämlich “wie ein Iltis”.
Er schaut “seit fast 12 Jahren kein Fernsehen” mehr.
Vielleicht wird er jetzt “privat” noch etwas zocken, wie er das mit dem Video für morgen machen wird, weiß er noch nicht, obwohl es ihm gerade etwas besser geht, ist er ist auf jeden Fall “ziemlich ausgelaugt”: “Entweder es kommt morgen ein Video oder nicht oder es kommt morgen ein Video, das nicht in dem Stil is’, wie ich es möchte. Schau’n wer mal, wie ich’s hinbekomme.”
Tschötschö nach drei Stunden und 21 Minuten.
Ja, BYE.
Reicht dann auch erst mal wieder!
Ruh dich also ruhig ordentlich aus - dein Meddl-Schorre-Video will eh niemand sehen …