Samstagabend: Rainerle streamt eine Runde auf YouNow und erklärt uns die Welt -  Wikinger ohne Meersalz, der Mensch als Weiterentwicklung des “Homo Sapien”, das “Präkambrium” mit “Rieseninsekten” und Stephen Hawking, der sich “auf jeden Fall sehr stark mit so verschiedenen Sachen beschäftigt” hat. 

Dieses Mal war wirklich für jeden etwas dabei:

Dass die Pyramiden von (jüdischen oder hebräischen) Sklaven erbaut wurden, ist ein Mythos. Tatsächlich wurden die Pyramiden von gut bezahlten ägyptischen Arbeitern erbaut, die exzellente medizinische und kulinarische Versorgung erhalten haben - bis die ersten Juden oder Hebräer nach Ägypten kamen, waren die Pyramiden schon längst erbaut.

Dass die Pyramiden von Sklaven erbaut wurden, ist auf den “Historiker” Herodotus zurückzuführen, der zwar als “Vater der Geschichtsschreibung” gilt, sich in seinen Darstellungen aber doch ab und an zu Dramatisierungen hinreißen lassen hat, wie zum Beispiel zu der Aussage, dass die Pyramiden von 100.000 Sklaven in 30 Jahren erbaut seien worden. Fast ein bisschen wie DrOlls #RudiHistory.

Homo sapiens gibt es seit etwa 300.000 - 500.000 Jahren, einigermaßen intelligent verhalten die sich etwa seit 50.000 Jahren (am schaurigen Berg ist das wohl noch nicht angekommen) und die ersten richtigen Zivilisationen gibt es seit etwa 5.000 Jahren.

Nein. Die Erde ist vor 4,6 Milliarden Jahren entstanden und die ersten richtigen Tierchen gab es erst vor 540 Millionen Jahren im Kambrium. Wie der Name schon sagt, wird die Zeit davor  als Präkambrium bezeichnet und zu der Zeit gab es mit Sicherheit keine riesigen Insekten, sondern in erster Linie Einzeller.

Im Kambrium gab es dann die ersten richtigen Tiere, bis Rainerles Rieseninsekten im Zeitalter Karbon auftauchten (beispielsweise Libellen mit 70cm Spannweite), sollten aber noch das Ordovizium, Silur und das Devon (ein Zeitraum von 130 Millionen Jahren) vergehen …

Übrigens scheint es weniger am sinkendem Sauerstoffgehalt der Atmosphäre gelegen zu haben, dass die Insekten kleiner wurden (Insekten atmen nicht aktiv mit Lungen, sondern die Luft strömt einfach über Löcher in der Außenhaut an die Stellen, wo sie benötigt wird), sondern daran, dass die ersten fliegenden Dinosaurier begannen, die Rieseninsekten einfach aufzufuttern.

Nein, einfach nein. Hawkings Forschung baut in sehr großen Teilen auf die Erkenntnisse Einsteins auf.

In dem Jahr, in dem Hawking sein Doktoratsstudium abschloss, publizierte er den Artikel “The occurrence of singularities in cosmology”, in dem er mit Einsteins Formeln rechnete und sie quasi an ihre Grenzen brachte. Florian Freistetter vom Blog Astrodicticum Simplex hat das viel besser erklärt als ich es je könnte.

Das ist tatsächlich ganz interessant, aber nicht so, wie Rainerle es sich zusammenspinnt:  ursprünglich wurde die Sekunde nämlich eben als ein Bruchteil der Zeit festgelegt, die die Erde braucht, um ein Mal um die eigene Achse zu rotieren - da diese aber tatsächlich schwankt (weswegen alle paar Jahre eine Schaltsekunde hinzugefügt werden muss, sehr zum Verzweifeln aller Informatiker), ist man seit 1967 dazu übergangen, die Sekunde als das 9.192.631.770-fache der Perdiodendauer der Strahlung, die den Übergang zwischen den beiden Hyperfeinstrukturniveaus des Grundzustandes von Cäsium-133-Atomen entspricht, zu definieren.

Na, dann ist doch alles klar!


Wer nach so viel Unfug zur Entspannungein bisschen auf Insektenjagd gehen möchte, kann das mit dem heutigen amüsanten Amazonkauf tun:

Der ist nämlich das Insektenfänger Werkzeug, mit dem man Insekten einfangen kann, um sie danach (z.B. in einen Terrarium) näher zu betrachten.

Aber bevor ihr euch in eure Zeitmaschine setzt (und vielleicht im falschen Paralleluniversum aussteigt), bedenkt bitte: Dieses Fanggerät ist nur für kleine Krabbeltiere (wie die Schauerberger Albinospinne) gedacht - eine Libelle mit 70cm Flügelspannweite wird man damit wohl kaum einfangen können. Und einen echten Drachen schon gar nicht.